Fasan weg was nun?
In Kreisen der Niederwildjäger gediehen Gerüchte und Mutmaßungen um die Ursachen Streckenrückgänge. Je nach Region waren unterschiedliche Gründe schnell ausgemacht. Biogas, Geflügelhaltung, Gülle- und Gärresteausbringung, der Einsatz von Pestiziden und Insektiziden, sowie Beizmittel wurden als Ursache vermutet. All diese Faktoren sind, betrachtet man den Rückgangverlauf als Ursache ehr unwahrscheinlich, denn die Faktoren treten je nach Region unterschiedlich stark auf. Der Rückgang der Fasanenbesätze ist jedoch in nahe zu allen Regionen zwar zeitversetzt aber sonst analog verlaufen. Bleibt die spannende Frage: Was ist die Ursache für den Rückgang?
Betrachten wir die Entwicklung der Fasanenpopulation erst einmal am Beispiel des Hegeringes Voltlage-Merzen.
In dem 9000 ha großen Hegering mit seinen 26 Revieren war der Fasan bis 2007 die Leitwildart in fast allen Revieren. Auch wenn es widersprüchlich klingt, die guten Fasanenreviere liegen in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Nord-West Deutschen Tiefebene. Der Fasan ist ein Kulturfolger in den intensiv genutzten landwirtschaftlichen Regionen.
Im Hegering Voltlage Merzen gibt es einen natürlichen Wildfasanenbesatz. Aussetzungen oder Auswilderungen von Fasanen gab es bis 2007 nicht. Geringe Ausnahmen waren ausgemähte Gelege, die mit Zwerghühnern ausgebrütet und ausgewildert wurden. Diese hatten jedoch an Masse keinen Einfluss auf den Gesamtbesatz. Betrachten wir den Streckenverlauf, der als ein guter Weiser für die Entwicklung des Gesamtbesatzes angesehen werden kann, bleibt fest zustellen, dass aus bisher nicht geklärten Ursachen der Fasanenbesatz zwischen 2007 und 2013 um 80 % eingebrochen ist.
Der Fasan ist ein Kulturfolger der intensiv genutzten landwirtschaftlichen Regionen wie die Landkreise Vechta, Cloppenburg, Oldenburg Süd, Emsland und nördl. Osnabrücker-Land.
Im Hegering Voltlage Merzen gibt es einen natürlichen Wildfasanenbesatz. Aussetzen oder Auswildern von Fasanen kam bis 2007 nicht vor. Geringe Ausnahmen waren Ausgemähte Gelege die mit Zwerghühnern ausgewildert wurden. Diese hatten jedoch an Masse keinen Einfluss auf den Gesamtbesatz. Betrachten wir den Streckenverlauf, der als guter Weiser des Gesamtbesatzes angesehen werden kann, da die Jäger sehr genau auf niedrige Besätze mit zurückhaltender Bejagung reagieren und daher der Streckenverlauf als Weiser für die Fasanen Population angesehen werden kann.
Am Streckenverlauf sind beim Fasanen durchaus deutliche Schwankungen zu erkennen. Auffällig ist jedoch der starke Anstieg hin zu 2007-08 auf 2700 Fasanen und dann der deutlich nachhaltige Abstieg mit einer leichten Erholung 2011-12 um dann noch einmal deutlich ein zu brechen auf nunmehr 390 Fasanen. Das ist ein Rückgang um 85 % der Strecke.
Wo liegt die Ursache für diesen drastischen Rückgang?
Lebensraum
Die Landwirtschaftlichen Flächen sind der Lebensraum des Fasanen, somit hat natürlich die Landwirtschaft einen erheblichen Einfluss auf die Population. Die Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetz, (EEG) vom 01.04.2000 hat auf die Landwirtschaft, insbesondere in den Veredlungsregionen Niedersachsen, einen erheblichen Einfluss. Gerade hier nahm die Landbewirtschaftung in den Folgejahren durch den Bau von Biogasanlagen und weiteren Großställen erheblich zu. Die steigenden Erzeugerpreise für Getreide und Mais zogen höhere Pachtpreise und intensivere Bewirtschaftung durch höheren Einsatz von Dünger und Pestiziden nach sich. Im Hegering Voltlage Merzen entstanden auf 9000 ha 7 Biogasanlagen und die Viehdichte stieg auf über 5 Großvieheinheiten pro ha. Neue Verfahren in der Landbewirtschaftung führten zu größeren Maschinen und effektiveren Maschineneinsatz. All diese Faktoren wirken sich negativ auf den Lebensraum des Fasanen aus. Trotzdem stieg erst mal der Fasanenbesatz bis 2007 kontinuierlich an. Ein Widerspruch?
Oft hört man, dass die Einstellung der klassischen Flächenstillegung Ursache seinen könnte. In unserer Region hatte die Flächenstillegung ab mitte der 90 ziger Jahre kaum einen Einfluss im Lebensraum Fasan, da diese von den Landwirtschaftlichen Betrieben in andere Regionen ausgelagert wurde, oder die Flächen zum Anbau von nachwachsenden Rohstoffen wie Raps oder später Mais für Biogasanlagen genutzt wurden.
Somit ist fest zuhalten, das ab 2000 eine kontinuierliche intensivere Landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Flächen statt gefunden hat, die sich erstmal nicht negativ auf die Besätze ausgewirkt hat bis 2007. Zweifelsohne ist die „neue“ Form der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung nicht von Vorteil für die Fasanenbesätze, aber ist sie auch für einen so drastischen Rückgang verantwortlich? Und warum dann erst ab 2007?
Krankheiten
Betrachtet man den plötzlichen Besatzeinbruch liegt der Verdacht nahe das eine Seuchenartige Erkrankung für den plötzlichen Besatzrückgang verantwortlich ist. Als Möglichkeiten für die Übertragung von Krankheiten kamen, neben den üblichen Infektionskrankheiten neue Infektionsquellen in Betracht, wie die zunehmende Offenlandhaltung von Hühnern, Hähnchenmast und die Ausbringung von Gärresten aus Biogasanlagen in Frage. Die Landesjägerschaft regierte sofort und beauftragte die Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung mit der Durchführung einer Vorstudie zu Infektionskrankheiten bei Fasanen und Rebhuhn in Nordwestdeutschland. Die Studie endete zum 31.07.2012. Als Ergebnis wurden unterschiedliche Antikörper nachgewiesen, die den Verdacht verschiedener viraler Erkrankungen im Tierbestand nahe legen. 2013 wurde das Untersuchungsgebiet auf die Landkreise Cuxhaven und Stade ausgeweitet, außerdem ist eine Zusammenarbeit mit den Länder Schleswig Holstein und Nordrhein Westfalen geplant. Das Ergebnis gibt bis jetzt keinen Anlass für den Verdacht das Krankheiten ursächlich für den Rückgang seinen könnten. So heißt es in den Bericht der Tierärztlichen Hochschule vom 20.12.2013 „… insgesamt zeigt sich kein Hinweis auf eine typische Infektionskrankheit mit seuchenartigen Verlauf, wie z.B. Newcastle Disease, Aviäre Influenza oder Chamydiose.
Zwar zeigt sich eine Häufung von Infektiöser Bronchitis Virus, der aber wohl kaum für einen solchen Besatzrückgang verantwortlich sein kann. Die derzeitigen Untersuchungen konzentrieren sich zurzeit auf die Fasanenkücken. Beobachtungen führender Fasanenhenne legen den Verdacht einer hohen Kückensterblichkeit nahe. Neben Krankheiten scheint vor allem der schlechte Ernährungszustand der Fasanenküken hierfür verantwortlich zu sein. Die Abnahme von Insekten spielt hier eine ganz entscheidende Rolle, da die Fasanenküken in den ersten drei Lebenswochen auf tierische Eiweiße sprich Insekten angewiesen sind.
Pradation
Am 01.03.2011 begann die Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung mit den Freilandarbeiten zum Projekt „Prädation Niederwild“. In den zwei Projektgebieten Merzen und Werlte. Die Studien in Werlte wurden aufgrund des geringen Fasanenbesatzes in 2014 eingestellt. In Merzen läuft die Studie weiter und liefert mittlerweile gute Ergebnisse. Die Pradation hat nach derzeitigen Erkenntnissen einen erheblichen Einfluss auf die Bodenbrüter. So wurde nachgewiesen, dass ca. 50 % des jeweiligen Hennenbesatzes Jahr für Jahr stirbt. Den größten Einfluss hat dabei die Prädation. Hauptprädatoren bei den Hennen sind Greifvögel, Marder und Fuchs. Die Hauptprädationszeit beginnt im Frühjahr bis zum Sommer, also in der Zeit in der die Hennen die Gelege anlegen und brüten, und damit für das Raubwild berechenbar werden. Die Brutstandorte konzentrieren sich zu 35 % auf nur 10 % der Lebensraumfläche, nämlich Strukturbereiche wie Wege, Gräben, Straßenränder, Wallhecken und Feldgehölze. Neben der Hennenprätation fällt auch die hohe Prädationsrate der Nester auf. Hier ist die Rabenkrähe der größte Prädator. Auffallend ist aber auch das 35 % der Nester aufgrund von Störungen verlassen wurden, da der Selbsterhaltungstrieb der Hennen größer ist als der Bruttrieb, vor allem in der ersten Brutphase. Ein gutes Argument für das Beibehalten des Leinenzwangs für Hunde in der Brut- und Setzzeit.
Kritiker der Studie sagen, Prädation hat es immer schon gegeben!
Ergebnis/Zusammenfassung
Was bleibt als Erkenntnis nach 5 Jahren der Besatzrückgänge. Eine klare Ursachenzuordnung ist zurzeit nicht möglich, d.h. aber nicht, dass die Jäger untätig bleiben sollen. Die Lebensbedingungen unser Niederwildarten verschlechtern sich in den meisten Revieren zu Sehens Gleichzeitig verbessern sich die Bedingungen für die Prädatoren. Hier müssen wir Jäger ansetzen. Wir brauchen das Rad nicht neu erfinden die alte Schule der Niederwildhege ist angesagt. Prädatoren Bejagung ist Grundvoraussetzung für die Erhaltung der Niederwildbesätze. Laut Dr. Strauß von der Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung wird der Fasan und auch das Rebhuhn nicht aussterben, aber die Frage für uns Jäger ist ob die Besätze so stabil bleiben, dass wir sie nutzen können? Hierzu bedarf es eines eingehend Prädatorenmanagemets in den Revieren. Mit konsequenter Bejagung von Fuchs & Co und dem Einsatz von Lebendfallen ist eine effektive Prädatoren Reduktion möglich.
Als Lebensraumgestaltende Maßnahmen bitten sich neben dem alt bekannten wie Anlage von Feldgehölzen und Biotopen auch moderne Elemente der Landschaftsgestaltung an wie Einsaat von Blühwiesen und Kräutermischungen in Grünland, die Anlage von Blühstreifen an Ackerrändern und die Gestaltung von Wegeseitenrändern. Diese Ersatzbiotope geben den Niederwild Deckung und sind Nahrungshabitat, als Bruthabitat scheiden sie jedoch aus, da wir aus der Prädatorenstudie wissen, das Gelege in Strukturbereichen bevorzugt prädiert werden. Blühstreifen sollten daher erst Mitte Mai eingesät werden, zum einen gehen die Wärme liebenden Blühpflanzen dann besser auf und sie sind ein hervorragendes Nahrungshabitat ab Juni. Im Sommer sind sie voll von Insekten und bieten der Henne mit den Küken in der Aufzuchtphase beste tierische Nahrung. Im Winter liefern die Pflanzen Samen und Deckung.
In vielen Revieren ist der Grundbesatz an Fasanen bereits soweit abgesackt, dass es fraglich ist ob die Fasanen die sich je niedriger der Besatz ist in einer Pradationsfalle befinden überhaupt wieder bejag bare Dichten erreicht.
Bei einer Hennensterblichkeit von 50 % zuzüglich der Gelegeverluste scheint dies ehr aussichtslos. So das die ökologisch, nachhaltige Auswilderung von autochthonen Fasanen zur Bestandsstabiliersirung an Bedeutung gewinnt. In den Revieren um Merzen laufen in diesem Jahr Untersuchungen um die Überlebensrate der ausgewilderten Fasanen zu ermitteln. Fest steht jedoch, dass in vielen Revieren ungeachtet der weiteren Entwicklung bejagbare Besätze erst wieder durch Bestandes stützende Maßnahmen erreicht werden können.
Als Fazit bleibt fest zu halten Niederwildjagd verlangt den Jäger einiges ab. Für die Zukunft gilt noch mehr als in der Vergangenheit, um ein intaktes Niederwildrevier zu erhalten bedarf es vieler Maßnahmen im Bereich Biotopgestaltung und Prädatorenbejagung.
Blätterkatalog "Fasan weg was nun?"